Eigene Begrenzung
Heute möchte ich gern ein paar Worte über Begrenzungen verlieren. Nicht, die Begrenzungen, die wir im Außen erfahren, sondern diese, die wir uns selbst auferlegen. Ich spreche hier wie immer von meiner Erfahrung und es brennt mir auf der Seele, dies mit euch zu teilen, vielleicht erkennt sich der eine oder die andere darin wieder. Und vielleicht hilft das jemandem von euch.
In letzter Zeit denke ich oft über meine alten Glaubenssätze nach, wie sehr sie mich einschränken und wie stark ich mich damit selbst begrenze. Ichergründe seit Monaten, woher sie kommen und formuliere sie in positive Affirmationen um, wie zum Beispiel die Affirmationen zum Schreiben. Es geht allerdings auch oft um Selbstliebe, Akzeptanz und Wertschätzung.
Seit einer Weile beobachte ich, wie oft ich Ausreden finde, um etwas nicht zu tun. Wie oft ich Dinge nicht versuche, weil ich denken, ich könnte das nicht oder ich könnte das nicht gut. Hier möchte ich gern ein paar Beispiele davon zeigen.
Kann ich nicht
Ich dachte immer, ich kann nicht schreiben, wenn andere Menschen im selben Raum sind. Da war ich mir sicher. Vielleicht Tagebuch oder ein Gedicht, aber niemals könnte ich an einem Manuskript arbeiten. Ich brauch doch Ruhe und Konzentration und keine Ablenkung usw. Dann kam das Schreibcamp und was soll ich sagen. Ich habe die meiste Zeit mit zwei Kollegen im Wohnzimmer geschrieben. Jeder an seinem eigenen Projekt, mal haben wir geredet, mal haben wir geschwiegen, aber auf jeden Fall konnte ich schreiben. Sogar wenn ein Coaching nebenherlief, hatte ich keine Probleme. Ich setzte mir die Kopfhörer auf, hörte klassische Musik, die mich in die jeweilige Stimmung brachte und manchmal sogar war ich so tief in der Geschichte, dass ich weinen musste. Alles, obwohl anderen Menschen im Raum waren. Wäre ich nicht in die Lagegeraten, hätte ich es niemals versucht und würde immer noch glauben, dass ich das nicht kann.
Anderes Beispiel. Ich dachte immer, dass ich nicht gut singen kann. Also ganz tief in mir, dachte ich vielleicht doch ein bisschen, aber ich hatte mich nie getraut mal laut und richtig ohne Angst vor den Nachbarn oder Mitmenschen zu haben zu singen. Dann gab es im Sommer ein Ereignis, bei dem ich panische Angst hatte, weil ich nachts an einer Waldstraße langlaufen musste (ich mit meinem Thrillerhirn… ahhh). Jedenfalls habe ich bei meinem Lieblingsfilm „Mygirl“ gelernt, singen hilft, also sang ich, ohne an irgendwen zu denken. Ich sang so laut ich konnte, um meine Angst zu beruhigen. Meine zwei Begleiterinnen schauten danach genauso verwirrt drein wie ich, denn das klang richtig gut und ich konnte nicht glauben, dass das gerade aus meinem Mund kam. Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen und versuche immer öfter, Momente zu finden, bei denen ich singen konnte, wenn mich keiner hörte. Auch zuhause verlor ich ein wenig die Angst vor den Nachbarn. Die haben jetzt ein Baby, dann darf ich doch auch mal ein Lied trällern, oder?
Sich Trauen
Da ich ja seit Monaten im Traumerfüllmodus bin, wagte ich den nächsten Schritt. Ich ging zum Gesangsunterricht. (Was bisher kaum jemand weiß.) Ichlernte erst da, dass Singen viel mehr als Singen ist. Es geht um Selbstbewusstsein, also richtig um das Bewusstsein seiner selbst, wie man klingt, wie Körpersprache die Stimme beeinflusst, wie mein Denken meinen Tonverändert. Ich sang, klang gut, traf mal nicht den Ton, bekam eine Endlosschleife von ‚ich kann das nicht‘, ‚wie konnte ich bloß auf die Idee kommen, hier her zu kommen‘, usw. Dann klappte gar nichts mehr und ich erinnerte mich an alles, was ich doch bisher gelernt hatte. Ich redete innerlich auf mich ein. ‚Scheiß drauf, keinen interessiert es, ob du den Ton getroffen hast‘ ,‚deine Lehrerin verurteilt dich nicht‘, ‚du bist doch zum Üben da‘, usw. und ich merkte binnen Sekunden, wie ich ruhiger wurde und auch wieder besser klang, mich fang und das Trällern wieder schön war und auch Spaß machte. Und so ist es ja auch oft im echten Leben. Die Gedanken, von wegen, dass man etwas nicht kann sorgen dafür, dass man wirklich schlechter darin wird, aber zum Glückfunktioniert es auch umgekehrt.
Ein weiteres Beispiel habe ich noch. Ich hörte immer wieder, wie wichtig für das Autorinnenleben Videos sind. Ich bewundere das bei anderen, aber ich vor einer Kamera??? No way!!! Aber ich wollte es irgendwie. Ich will nicht mehr in diesem ‚ich kann das nicht‘ stecken bleiben, denn dadurch werde ich nicht wachsen. Und ich will wachsen. Also habe ich mir all die Tipps angehört. Ichbegann meinen Prolog vorzulesen, aber dabei den Bildschirm zu filmen (für echt wenige Sekunden :P) und auch mal mich zuhause zu filmen und mir das anzugucken, nur für mich selbst, um mich daran zu gewöhnen. Den Tipp habe ich glaube ich von Annika Bühnemann.
Kleine Schritte
Als dann das Ganze Chaos meiner Buchveröffentlichung passierte, dachte ich nur noch, okay, was hast du zu verlieren. Ich erinnerte mich an einen Selbstbewusstseinsratgeber, den ich gerade erst beendet hatte. Dort gab es die Aufgabe, dass man sich seine nächste Herausforderung suchen soll, mit der man aus seiner Komfortzone gerät, also womit man sich nicht mehr so wohl fühlt. Kleine Schritte reichen ja. Da setzte ich das Video rauf, was ich schon monatelang versuchen wollte. Und dann stand ich morgens auf und erzählte von der Geschichte meiner Veröffentlichung in einer Instagram Video Story. Ich hätte es wieder löschen können, wenn es mir nicht gefällt und es ist doch nur 24 h zu sehen. Danach habe ich das Handyweggelegt und bin ohne es zum Sport gegangen – haha.
Aber ich war stolz! Ich bin gewachsen. Weil ich auch aus diesem ‚kann ich nicht‘ ein ‚ich kann alles, was ich will‘ gemacht habe. Die neue Affirmation, die ich übrigens auch an der Wand hängen habe und mir mehrmals am Tag sage.
Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte über ‚Das kann ich nicht gut‘ an euch loswerden. Wie soll man etwas gut können, wenn man es nicht übt? Natürlich bin ich nicht die beste Schriftstellerin der Welt, wenn ich mir immer nur wünsche, tolle Bücher zu schreiben, aber nie schreibe. Und auch jeder gute Schriftsteller hat irgendwann mal angefangen. Es ist völlig unwichtig wie, Hauptsache, man macht den ersten Schritt. Und wenn das Ziel ein tolles Buch zuschreiben zu viel Druck macht, dann stellt man sich halt vor, eine erste Szene zu schreiben, die man später umschreibt. Gut machen kann man es in tausend Überarbeitungen später, erstmal geht es darum, ein Gerüst aufzubauen und den Wortcount zu füllen.
In diesem Sinne frage ich euch, was habt ihr für ‚kann ich nicht‘-Begrenzungen? Was ist außerhalb eurer Komfortzone? Was wollt ihr gern, aber traut euch nicht? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen über Instagram, Facebook, E-Mail oder WhatsApp.
Eure Sandy
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